Männer und andere Katastrophen

Seit einer guten Weile bin ich schon im online- Dating unterwegs und ich habe ungelogen alles ausprobiert: Parship, Elitepartner, Tinder, Bumble, Münchner Singles. Habe ich an dieser Stelle eine Plattform vergessen? Nein, ich denke nicht.

Online- Dating ist definitiv nichts neues mehr heutzutage, vielleicht die Art des Kennenlernens im 21. Jahrhunderts. Während es meine Großeltern noch ganz klassisch im real life es schafften, sich kennenzulernen, gehen wir, also wir Menschen des 21. Jahrhunderts eben online und entscheiden durch das Wischen, wer uns optisch gefällt und wer nicht. Und ja, oberflächlicher geht es nicht mehr. Aber hey, Leute im RL anzureden ist auch verdammt schwer geworden im 21. Jahrhundert, oder?

Nachdem meine 6,5 jährige Beziehung zu Ende ging, empfahl mir mein Therapeut online- Dating. Richtig gelesen. Ich habe einen Therapeuten. Diagnose: Borderline. Das bedeutet für mich ein Leben lang Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu haben. Aber eigentlich lebe ich mit meinem selbst genannten Dachschaden mittlerweile ganz gut. Irgendwie haben wir es geschafft uns zu arrangieren. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht an anderer Stelle erzählen werde. Auf alle Fälle bringt meine Diagnose es mit sich, dass man zwischenmenschlich sensibler ist. Ich sage immer: I know who you are before you even know it. You call it gift. I call it burden. Und das macht online- Dating zu einer wirklichen Herausforderung für mich. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als verlassen zu werden. Ich will entscheiden, wann ich verlasse. Vom Verlassen werden überfallen zu werden, ist nicht schön. Natürlich mag das niemand, auch die Normalos nicht. Aber für mich bricht jedes Mal eine Welt zusammen und kann in wirklichen Krisen enden.

Aber in der Zwischenzeit sind die Jahre ins Land gezogen und ich bin älter geworden. Und ja mein Therapeut hatte Recht, dass sich manches mit dem Alter legt. Heute bin ich 32 und arbeite mit Menschen. Kein Witz, ich liebe die Arbeit mit Menschen, scheine darin auch gut zu sein und das mit meiner hohen Sensibilität. Statisch gesehen, könnte ich das mit der Diagnose nicht. Aber einen Ausreißer muss es doch immer geben ;).

Wie gesagt meine (wunderbare) 6,5-jährige Beziehung ging zu Ende und seitdem bewege ich mich im Dschungel, nein im Chaos des Datings. Ich habe mich daran gut gewöhnt und kann seit der Zeit, in der ich das betreibe von Anfang an gut einschätzen, wie sich ein online- Kontakt entwickeln wird. Nicht vergessen: Ich bin sensibler als Andere und speichere alle Erfahrungen hier in meinem Überlebenskästchen ab. Muss ja früh genug abschätzen, ab wann ein Kontakt „gefährlich“ wird. Gefährlich heißt für mich nicht im Sinne des Strafgesetzbuches, sondern zwischenmenschlich anstrengend. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich keine Dates mag, mit denen man nicht offen kommunizieren kann.

Es ist heutzutage kein großes Geheimnis mehr, dass Kommunikation in einer funktionierenden Partnerschaft alles ist. Ich mag es zu wissen, woran ich bin. Und ich sagen jedem Date klar, was ich mir wünsche , suche, woran er bei mir ist. Ist fair, oder? Ob das die Gegenseite dann auch so handhabt oder erst gar nicht kann bzw. will, ist dann eine andere Geschichte.

Und seit diesem Moment des therapeutischen Rates, date ich mich. Aus dem ein oder anderem ist sogar mal was geworden, doch so wie die 6,5 Jahre war keines dabei. Ich hege mit 32 den Wunsch nach einer stabilen Partnerschaft und den Wunsch nach eigener Familie. Und dieser Weg führt nun Mal nur über das online- Dating. Bereit? Dann lass uns eintauchen in das Chaos und die Katastrophen.